Kafka-Riesenmaulwurf

Diese Geschichte aus 1915 ist keine Tierfabel, sondern es handelt sich um dem Streit unterschiedlicher Lebenswelten. In einer abgeschiedenen Gegend wird ein Riesenmaulwurf von etwa zwei Metern Größe gesehen. Der schon etwas ältere Dorfschullehrer mit einer großen Familie, selbst kein Zeuge, sammelt Indizien und Zeugenaussagen für ein Büchlein, von dem er sich Ruhm und wohl auch Geld erhofft, doch in der städtischen Gelehrtenwelt wird er ignoriert und verlacht. Ein Kaufmann, der die Geschichte glaubt, macht sich auf den Weg in das Dorf, ermittelt noch einmal, ohne den Dorfschullehrer zu konsultieren, da er ihm als unabhängiger Ermittler helfen will. Obwohl nicht vom Fachgebiet, veröffentlicht auch der Kaufmann (Ich-Erzähler der Geschichte) eine Broschüre, die ebenso verlacht wird. Dem Dorfschullehrer wurde kein guter Dienst erwiesen und dieser sucht am Ende den Kaufmann auf, macht ihm Vorwürfe und bleibt schließlich in dessen Wohnung sitzen. Der Kaufmann ist sich nicht sicher, ob er ihn je wieder loswerden könne.

Auch in dieser Geschichte bieten sich so viele Ansatzpunkte für eine Deutung: Konflikt zwischen einer städtischen und ländlichen Bevölkerung, Unzugänglichkeit nicht akademischer Forschungen in die akademische Gelehrtenwelt, Umgang mit nicht belegten Aussagen (es werden keinerlei Indizien vorgebracht). Nichts hat an Aktualität eingebüßt.