Was kann man bei Hartz 4 an Zusatzleistungen rausbekommen?

@scriptum

Ja, genau so ist es machbar.

Ich war mal 2 Monate arbeitslos und habe dafür das ich einen Job angenommen habe der über 40 km weiter ist, zusätzlich 600 Euro bekommen. Bezog aber kein Harz 4.
Ich glaube ab 20 km sind es 200 Euro, bei 30 km 400 und ab 40 km 600 Euro.

Seit wann bekommt man als ALG2-Empfänger denn seine Wohnungseinrichtung (Haushaltsgegenstände) bezahlt?

@AngieOnly

Meinst du die Erstaustattung bei dem Bezug der ersten Wohnung?

@Capspauldin

Okay. Gut. Danke.

Die Basis ist § 44 SGB III.

Vor allem der zweite Absatz

(2) Nach Absatz 1 kann auch die Anbahnung oder die Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung mit einer Arbeitszeit von mindestens 15 Stunden wöchentlich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union, einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz gefördert werden.

Jetzt mal angenommen es gibt folgende Vorstellungsgespräche:

Ausgangsort: Hannover
Tag 1: Vorstellungsgespräch in Frankfurt: 350 km (Hannover->Frankfurt); Erstattbare Fahrtkosten: 70€ (350*0,2)
+ Übernachtung in Frankfurt für 60€
Tag 2: Vorstellungsgespräch in Stuttgart: 200 km (Frankfurt->Stuttgart); Erstattbare Fahrtkosten: 40€ (200*0,2)
+ Übernachtung in Stuttgart für 60€
Tag 3: Vorstellungsgespräch in Mailand/Italien: 500 km (Stuttgart->Mailand); Erstattbare Fahrtkosten: 100€ (500*0,2)
+ Übernachtung in Mailand für 60€
Tag 4: Vorstellungsgespräch in Perugia/Italien: 450 km (Mailand->Perugia); Erstattbare Fahrtkosten: 90€ (450*0,2)
+ Übernachtung in Perugia für 60€
Tag 5: Vorstellungsgespräch in Neapel/Italien: 370 km (Perugia->Neapel); Erstattbare Fahrtkosten: 74€ (370*0,2)

Erstattbare Reisekosten insgesamt: 614€

Das wären jetzt Reisekosten in eine Richtung. Wenn man wieder zum Ausgangsort zurückfahren würde, könnte man dann wieder Vorstellungsgespräche entlang der Route zurück haben.

Rechtsgrundlage für die Reisekosten ist §44 SGB III und

https://www3.arbeitsagentur.de/web/content/DE/BuergerinnenUndBuerger/Detail/index.htm?dfContentId=L6019022DSTBAI485789 (Archiv-Version vom 18.06.2015)

Der Hinweis "max 476€ pro Monat" soll umstritten sein.

Mir persönlich fällt es allerdings schwer zu glauben, dass die Agentur für Arbeit ohne weiteres plötzlich Reisekosten für 614€ bewilligt?

Das ist übrigens auch nur ein Beispiel. Ich habe keinen Bedarf nach Italien für ein Vorstellungsgespräch zu fahren. Wollte nur fragen, ob es rechtlich möglich ist.

@scriptum

Es ist ein abwägen zwischen Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit. Es gibt Berufe welche lokal nur sehr selten sind, dort sind bundesweite Vorstellungsgespräche üblich.
Wenn es aber lokal etliche freie Stellen geben würde, wäre zu prüfen : Wieso Mailand wenn es in Wuppertal auch möglich ist.

Über allem steht aber das Vermittlungsbudget und dies muss nicht gezahlt werden, es kann. Darum ist es wichtig kommunikativ zu sein und im Vorfeld seinen zuständigen Ansprechpartner zu kontaktieren.

scriptum schrieb:Ausgangsort: Hannover
Tag 1: Vorstellungsgespräch in Frankfurt: 350 km (Hannover->Frankfurt); Erstattbare Fahrtkosten: 70€ (350*0,2)
+ Übernachtung in Frankfurt für 60€
Tag 2: Vorstellungsgespräch in Stuttgart: 200 km (Frankfurt->Stuttgart); Erstattbare Fahrtkosten: 40€ (200*0,2)
+ Übernachtung in Stuttgart für 60€
Tag 3: Vorstellungsgespräch in Mailand/Italien: 500 km (Stuttgart->Mailand); Erstattbare Fahrtkosten: 100€ (500*0,2)
+ Übernachtung in Mailand für 60€
Tag 4: Vorstellungsgespräch in Perugia/Italien: 450 km (Mailand->Perugia); Erstattbare Fahrtkosten: 90€ (450*0,2)

Ist theoretisch möglich aber es wird dann schon genau geprüft (nicht selten via Anruf) warum es in Frankfurt nicht geklappt hat, denn wer soviele Vorstellungsgespräche hintereinander legt, läuft manchmal Gefahr, dabei ertappt zu werden, sich einfach nur die beste Stelle von allen aussuchen zu wollen. Ist das zweite Gespräch in Stuttgart und das dritte in Mailand wirklich NÖTIG gewesen oder entspricht dieses nur den Wunschvorstellungen des Antragstellers? Wenn es nötig war, wird man es bezahlt bekommen - andernfalls muss man selbst für die Kosten aufkommen.
Eine Übernachtung muss übrigens nicht finanziert werden, wenn die Möglichkeit besteht am gleichen Tag mit dem Zug/Bus wieder abzureisen. Für die Übernachtung im Zwangsfall gilt das günstigste Motel als Finanzierungsstandartbudget - nicht das Hotel um die Ecke. In einigen Fällen sogar Studentenwohnheime oder Jugendherbergen, wenn die noch Kapazität haben.

Man kann zum beispiel Sonderbedarf bei Erstausstattungen kaufen, sei es für die Wohnung oder wenn man Schwanger ist und ein Kind erwartet :) Darüber hinaus gibt es ja noch verschiedene Leistungen, die man erhalten kann. Gerade bei gesundheitlichen Themen, auf notwendige Medikamente kann man ja nicht verzichten.
https://www.arbeitslosenselbsthilfe.org/hartz-4-sonderbedarf/ (Archiv-Version vom 09.08.2017)