martenot schrieb: Das sind lauter Widersprüche in unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Keiner will mehr Handwerker werden, aber natürlich will man doch Handwerker in Anspruch nehmen, sobald was zu tun ist. Woher diese Handwerker kommen? Egal.... Einwanderer bzw. Migranten, die diese Aufgaben übernehmen könnten, will man aber auch nicht.
Na ja, ehrlich gesagt, kommen gar nicht so viele Migranten, die handwerklich interessiert sind, glaube ich. Zumindest unsere Schüler mit Migrationshintergrund springen nicht vor Begeisterung, wenn ihnen die nette Dame von der Agentur für Arbeit sagt, dass sie mit ihren 3ern und 4ern im Hauptschulabschlusszeugnis v.a. Chancen im Handwerk hätten. Die machen lieber weiter Schule - und das, obwohl sie Schule eigentlich sehr nervig finden. Warum auch immer sie das machen.
martenot schrieb:Ähnliches beobachte ich bei der Stromversorgung. Die moderne technologische Gesellschaft mit Internet, Streamingdiensten und KI benötigt riesige Mengen Strom. Aber wenn irgendwo Kraftwerke gebaut werden sollen, gibt es Widerstand, vor allem, wenn es Windkraftwerke sind, die für viele anscheinend wahre Schreckensgeräte sind.
Oder nun diese Solarfelder ... Da bricht auch immer mehr Widerstand aus. Ein Landwirt von uns hat nun eins und Leute boykottieren nun seinen Hofladen. In die Tischkante beiß.
Dini1909 schrieb:Naja so lange ist meine Schulzeit auch nicht her, ich hab glaub ich 2007 mein Abschluss gemacht. Ich finde man sollte da schon eine Ordnung reinbringen, wie du schon schreibst, man weiß nicht ob es ein BH oder ein zu kurzes Oberteil ist - in der Schule wird man ja auf später vorbereitet und da kann man ja auch nicht halbnackt zur Arbeit gehen ... zumindest in vielen Branchen nicht.
Das Problem ist, dass die Rechtsprechung was Schulen angeht (viel zu) schülerfreundlich ist. Du darfst Schülern keine Vorgaben machen.
So hast du alles in der Klasse sitzen: Von der vollverschleierten Muslima bis zur Hot-Pants-Trägerin im BH.
Dini1909 schrieb: Das stimmt. Ich hab letztens mal eine Prüfung aus einer Realschule gesehen, bis auf das ein oder andere Mathematische hätte ich das geschafft. Ich hätte auch damals Realschule locker schaffen können aber es gab andere Faktoren warum ich den "leichteren" Weg gewählt habe. Heutzutage ist es doch sowieso relativ simpel alle Schulabschluss, wenn Bedarf ist, nachzuholen durch Abendschulen, Fernstudium oder ähnliches.
Dini1909 schrieb:Wobei wen interessiert es jetzt mit meinem 34 Jahren was ich damals für ein Abschluss gemacht habe. Ich hab zwei Berufe erlernt verschiedener Branchen und komme somit gut aus.
Warst du in einer der beiden besser als 2-3 im Gesamtschnitt? In Baden-Württemberg ist das dann ein Realschulabschluss.
Dini1909 schrieb:Das wusste ich gar nicht das es Altersgrenzen gibt. Gymnasium leuchtet mir noch ein, wird aber auch knapp wenn du mit 7 eingeschult wurdest und ein zwei Ehrenrunden gedreht hast.
Da geht es um den Übergang: Wenn du von der Realschule aufs Gymnasium willst. Als Schule (zumindest in B-W) kann man Schüler wegen schlechtem Benehmen nach zehn Schuljahren "ausschulen", auch wenn sie auf der falschen Schulart waren, schon 3x wiederholen und dann eben nach der achten Klasse gehen - man versucht das zu verhindern, aber es kommt vor.
Dini1909 schrieb:Das stimmt, und warum? Weil es die Gesellschaft die Medien einem das tagtäglich in Tiktok und Co vorspielen. Diese sogenannten "Tiktok" - Stars. Klar, wenn man es schafft, kann das für ein kurzen Zeitraum erfüllend sein - ABER was ist mit diesen Leuten in 3-6 Jahren wenn TikTok nur noch eine langweilige Plattform ist?
So denken die Leute nicht. Sie sind sich den Konsequenzen auch nicht wirklich bewusst. Sie träumen gerne mal ...
martenot schrieb:Ja, mir scheint, dass viele Leute als Beruf am liebsten Youtuber oder Instagrammer etc. werden wollen. Schön durch die Welt reisen, was in die Kamera labern und Geld verdienen. Leider sind das keine Berufe, die irgendwem einen Nutzen bringen. Klar kann und soll es auch Menschen geben, die Geld mit Unterhaltung verdienen (ist bei Schauspielern, Sängern, Musikern, etc.) ja auch so, aber es hilft halt am Ende nichts, wenn es kaum noch Menschen gibt, die sich an einem Hausbau oder der Fertigung von Ingenieursbauwerken, Backwaren etc. beteiligen können.
Sie sehen ja auch nur die Leute, wo es klappt. Gruselig. Und gehen dann davon aus, dass sie das auch können. Das ist ein knallharter Job.
koef3 schrieb:Eine morgendliche Bahnfahrt ist eher ein Besuch im Gruselkabinett als eine routinemäßige Handlung. Lächeln und Freude ist größtenteils ausgestorben.
Oh ja. Was mich noch mehr nervt: Unser kleiner Regionalzug fährt nur mit einem Triebwagen, d.h., er ist, wenn er an unserem Haltepunkt hält, so 2/3 voll. Wenn man sich hinsetzen möchte, dann muss man neben jemanden sitzen. Die Sitze sind aber alle blockiert, mit Rucksäcken ... es gibt Leute, die schaffen es, so zu sitzen, dass sie nicht nur den Nebensitz, sondern bei Vierersitzen den gegenüberliegenden Sitz blockieren. Wenn man sich hinsetzt, tun sie so, als ob man nun unrechtmäßig in ihren Bereich eindringt und agieren mega-genervt.
martenot schrieb:Jedoch stelle ich immer häufiger fest, dass es bei den anderen Menschen keinen Bedarf gibt und meine Gesten und Grußsignale ignoriert oder sogar missmutig quittiert werden. Dazu kommen auch die inzwischen allgegenwärtigen Ohrstöpsel, ohne die kaum noch jemand aus dem Haus geht. Die meisten Leute kriegen gar nichts mehr mit, was geredet wird, oder wenn sie angesprochen oder gefragt werden.
Ja, das ist auch irritierend. Noch seltsamer ist, wenn sie z.B. im Zug mit jemanden Face-timen, skypen oder so, aber die Umwelt komplett ausblenden.
martenot schrieb:Ehrlich gesagt: sowas ist für mich auch ein Anzeichen eine unfreundliche, unempathische Strömungen in der Gesellschaft, in denen Aggressionen gern ausformuliert und in Gedanken durchgespielt werden und man sich daran sogar noch erfreut und das genießt. Man stelle sich vor, man trifft auf jemandem im Alltag, der gerade dabei ist, sich aggressive Szenarios über Mitmenschen auszumalen.
Ich weiß nicht, ob ich mich irre, aber es scheint auch immer mehr Leute zu geben, die irgendwie "gestört" sind. Manche posten jedes Käsebrot und jedes "Drama", das sie so erleben in den sozialen Medien. Andere sind überempfindlich, was Lärm, etc. angeht. Wir haben mit unserer Nachbarin (der einzigen, mit der wir nicht können) schon wieder die ersten Diskussionen, ob es zeitgemäß wäre, seine Wäsche im Garten zu trocknen und dass sie sich beim Anwalt erkundigt, wie sie uns daran hindern kann (das gibt es jedes Jahr um die Zeit). Dann gibt es -nach meinem Empfinden- zunehmend Leute, die einen einfach zulabern ... minuten- gar stundenlang, wenn man sie lässt.
martenot schrieb:Den meisten Leuten scheint aber nicht bewusst zu sein, dass man mit der miesepetrigen Laune und der eigenen Abschottung letztlich genau dieselbe Stimmung weitergibt und generiert, unter der wahrscheinlich viele Menschen selbst leiden. Denn jeder, der mit Leichenbittermiene unterwegs ist, erzeugt oder verstärkt wahrscheinlich bei einigen Zufallsbegegnungen wieder weitere schlechte Stimmung.
Ich weiß nicht, ob das eine Reizüberflutung ist, und ein Versuch, mit abzuschotten. Was ich immer schlimm finde: Wenn ich gegen 17 Uhr mit dem Bus fahre, fahren immer einige Mütter mit Kindergartenkindern mit, die sie wohl gerade abgeholt haben. Die Kleinen tragen noch die Tasche, klar, die Mütter haben vermutlich den ganzen Tag gearbeitet und sind platt. Aber: Mitunter versuchen die Kinder, vom Tag zu erzählen, Bastelarbeiten zu zeigen. Da kommt keine Reaktion. Kürzlich ist einem völlig unbeteiligten Mann die Hutschnur geplatzt und er hat eine dieser Frauen angemault, ob sie sich nicht in der Lage sieht, einmal 10 Minuten mit dem Kind, das sie den gesamten Tag nicht gesehen hat, zu interagieren, statt auf das Handy zu schauen.
Da brechen ja auch sehr enge Beziehungen weg. Wie viele alte Leute sitzen irgendwo im Altersheim und werden so gut wie nicht besucht?
Es gibt nicht wenige Kinder, die in der Ganztagesschule angemeldet werden, obwohl ein Elternteil (meist die Mutter) nur vormittags arbeitet. Wir haben immer wieder völlig aufgelöste Schüler, wo die Eltern sich trennen, das ausziehende Elternteil sich neu orientiert und den Kontakt zum Kind abbricht. Da wird dann nicht gestritten, wer das Kind bekommt, sondern wer es nun die nächsten Jahre nehmen muss. Das ausziehende Elternteil bleibt auch nicht unbedingt in der Gegend ... eine alte Schulfreundin von mir ist nach der Trennung an die Nordsee gezogen (wir leben nahe der Schweizer Grenze) und wundert sich, dass zu den Kindern kaum noch Kontakt besteht.
martenot schrieb:Es gibt halt auch einige, die das Teilnahmslos-Gleichgültige auch noch gut finden. Neulich schrieb eine Userin in einem anderen Forum "Ich geh ins Sportstudio zum Trainieren, ich will da keine Freundschaften schließen".
Das Problem ist glaube ich, dass dem Menschen die Haltung antrainiert wird "DU bist der WICHTIGSTE". In einem gewissen Rahmen gut, wir wuchsen noch unter der Prämisse auf "Nimm dich nicht so wichtig", aber diese Haltung "Schau erst mal nach dir" verursacht viele gesellschaftliche Kollateralschäden.
koef3 schrieb:Ja. Gibt leider auch immer mehr Kassierer, die das nicht erwidern. Hatte letztens welche die lieber mit Kolleginnen gequasselt und das Abkassieren nur so "nebenbei" gemacht haben, sogar ohne überhaupt zu mir zu gucken. Finde ich jetzt genauso unhöflich.
Das gibt es immer öfters: Wir haben eine Bahnhofsbäckerei, wo du nur bedient wirst, wenn es gerade passt. Ist man mit etwas anderem beschäftigt, macht man das erst mal fertig, auch wenn da sieben Leute in der Schlange stehen, die alle noch was kaufen würden, bevor der Zug fährt.